Digitalisierung in der Podologie: Ein Blick hinter die Kulissen des Round Table

Wie können Heilmittelverordnungen digital und effizient als Grundlage von Behandlungen verwendet werden? Welche Herausforderungen gibt es bei der Digitalisierung in der Podologie? Und wie kann eine Praxisverwaltungssoftware dabei unterstützen?
Beim zweiten Round Table der Softwarehersteller im Heilmittelerbringerbereich trafen sich Expert:innen in Berlin, um genau diese Fragen zu diskutieren. Ingo Schwebel, Produktmanager bei pododesk, war dabei und gibt spannende Einblicke in die wichtigsten Themen, Erkenntnisse und nächsten Schritte zur Telematikinfrastruktur (TI) im Heilmittelbereich.

Welche Eindrücke bringst du aus Berlin mit?
Die Tage in Berlin waren äußerst konstruktiv und zielführend. Im Fokus stand die Entwicklung eines standardisierten digitalen Prozesses zur Übermittlung von Heilmittelverordnungen über die Telematikinfrastruktur. Die Gespräche waren intensiv, lösungsorientiert und von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit geprägt.
Die Stiftung Gesundheit hat im Vorfeld eine Umfrage zum Stand der Digitalisierung durchgeführt. Welche Erkenntnisse konnten daraus gewonnen werden?
Die Umfrage der Stiftung Gesundheit hat gezeigt, dass die Digitalisierung noch ausbaufähig ist, aber viele Heilmittelerbringer:innen offen für Veränderungen sind. Von 20.000 Befragten haben 1.046 geantwortet (5,2 %), bei den Podolog:innen waren es 94 Rückmeldungen (9 %).

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen beim Zeitaufwand?
Die Umfrage hat uns die fünf größten Zeitfresser über alle Berufsgruppen hinweg aufgezeigt: Therapieberichte, Abrechnung, Dokumentation, Rücksprachen und die Prüfung von Verordnungen. Genau hier setzen digitale Lösungen an, um den Praxisalltag zu erleichtern und mehr Zeit für die eigentliche Behandlung zu schaffen.
Wie wird Praxisverwaltungssoftware in der Podologie genutzt?
Die Ergebnisse zeigen, dass 72 % der befragten Podolog:innen bereits eine Praxisverwaltungssoftware nutzen, während 28 % bisher darauf verzichten. Das zeigt deutlich: viele erkennen die Vorteile digitaler Lösungen bereits, aber es dennoch mehr Aufklärung und Unterstützung braucht, um auch die restlichen Praxen zu überzeugen.
Welche Schlüsselergebnisse brachte der interne Workshop zum TI-Prozess?
Wir haben in einem internen Workshop den gesamten digitalen Verordnungsprozess durchgespielt. Die Ergebnisse haben wir anschließend mit der gematik besprochen und unsere Anforderungen eingebracht. Die gematik hat bestätigt, dass für die Heilmittelverordnungen (HVO) in der Podologie aktuell noch keine vollständige Konzeption vorliegt. Ein realistischer Zeitrahmen für die Umsetzung liegt zwischen zwei und vier Jahren.
Welche Themen wurden als besonders wichtig für die TI identifiziert?
Es gab einen ausführlichen Vortrag zu den zentralen Themen:
- Das TI-Gateway wird eine Schlüsselrolle spielen
- Der klassische Connector ist auf Dauer keine zukunftsfähige Lösung
- KIM (Kommunikation im Medizinwesen) ist essenziell, um einen sicheren und datenschutzkonformen Austausch zwischen Heilmittelerbringern und Ärzten zu ermöglichen
- Die elektronische Patientenakte (ePA) kann wichtige Anamnese-Daten zentral speichern und verfügbar machen
- Das eRezept und der TI-Messenger werden die schnelle und sichere Kommunikation zwischen Verordnern, Heilmittelerbringern und Patienten revolutionieren

Welche Beschlüsse wurden zum Abschluss des Treffens gefasst?
Die Softwarehersteller haben sich darauf verständigt, die Gründung einer Interessensgemeinschaft zu prüfen. Ziel ist es, den Austausch mit den rechtlichen Stellen, die für die TI verantwortlich sind, zu verbessern und zu bündeln. Nur wenn wir mit einer gemeinsamen Stimme sprechen, können wir die Digitalisierung im Heilmittelbereich sinnvoll vorantreiben.
Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für Podologen, wie sie sich schon heute auf die TI vorbereiten können?
Ja, mein wichtigster Tipp: Lasst euch nicht von Angst oder Unsicherheiten treiben. Die TI ist ein komplexes Thema, und es gibt Anbieter, die mit der Unsicherheit arbeiten und versuchen, schnelle Verkäufe zu machen. Es ist wichtig, sich gut zu informieren und keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen. Die Softwarehersteller stehen im engen Austausch mit der gematik und werden die TI-Anforderungen rechtzeitig umsetzen. Wer heute gut vernetzt bleibt und sich über Entwicklungen informiert, ist bestens vorbereitet! Wir informieren Sie weiterhin: