Von der Idee zum Produkt – Interview mit Entwicklungsleiter Michael Fürtsch

Mit den neuen Fußpflegegeräten für die stationäre und mobile Anwendung setzt die HELLMUT RUCK GmbH neue Maßstäbe in Bezug auf Funktionalität, Digitalisierung und Benutzerfreundlichkeit. Doch wie entstehen solche Innovationen? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass hinter jeder technischen Entwicklung viel mehr steckt als nur Daten und Spezifikationen – es geht um ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Podolog:innen und Fußpfleger:innen.

Einer, der diesen Prozess seit Jahren mitgestaltet, ist Michael Fürtsch, Diplom-Designer (FH) und seit 2007 Entwicklungsleiter bei RUCK. Dank seiner großen Erfahrung in Produktentwicklung, Design und Kommunikation weiß er genau, wie sich technischer Fortschritt praxisnah und benutzerfreundlich umsetzen lässt. Im Interview spricht er über die zentralen Herausforderungen, kreativen Prozesse und Innovationen, die während der Entwicklung entstanden sind – und wie das Nova Pro und Nova SE die Branche nachhaltig verändern:

Lieber Michael, was fasziniert Dich persönlich an der Entwicklung von Fußpflegegeräten?

Die Entwicklung eines neuen Fußpflegegerätes ist immer ein spannender Prozess. Am Anfang steht eine intensive Analyse: Wir sammeln Feedback von Podolog:innen und Fußpfleger:innen, beobachten Markttrends und identifizieren technische Verbesserungsmöglichkeiten. Anschließend geht es in die Konzeptphase, in der wir verschiedene Ansätze testen und Prototypen entwickeln. Erst wenn alle Anforderungen an Ergonomie, Funktionalität und Langlebigkeit erfüllt sind, startet die finale Produktion.

Bei RUCK überarbeiten wir unsere Produkte regelmäßig, um sie weiterzuentwickeln und an aktuelle Anforderungen anzupassen. Irgendwann war klar, dass unser Nova Fußpflegegerät nun an der Reihe ist. Das war für mich ein besonderer Moment, der mit viel Respekt vor dieser Aufgabe verbunden war. Denn der podolog Nova spielt eine zentrale Rolle in der Unternehmensgeschichte und für den Unternehmenserfolg. Er ist untrennbar mit dem Namen RUCK verbunden und steht für Innovation und Qualität aus dem Nordschwarzwald.

Welche Vision steckt hinter der Weiterentwicklung des podolog Nova?

Das Nova 3s war und ist ein absoluter Bestseller. Mit dem podolog Nova haben wir schon vor mehr als 20 Jahren neue Maßstäbe in der Branche gesetzt, insbesondere durch seine Alleinstellungsmerkmale wie die starke Absaugleistung und die geringe Lautstärke – nicht umsonst wird er auch „Meister der leisen Töne“ genannt.

Doch der Markt entwickelt sich stetig weiter. Unsere Mitbewerber haben in den letzten Jahren aufgeholt und konnten in manchen Bereichen – zumindest auf dem Papier – sogar vergleichbare Werte erreichen. Genau hier wollten wir ansetzen: Unser Ziel war es, die Messlatte höher zu legen und ausgehend vom aktuellen Stand der Technik neue Maßstäbe zu setzen. Es ging nicht nur um Optimierung, sondern um eine grundsätzliche Neuausrichtung. Wir haben uns gefragt: Wie muss ein Fußpflegegerät heute aussehen? Welche Anforderungen wird es in den kommenden Jahren erfüllen müssen? Und wie können wir die Arbeit in modernen Podologiepraxen nachhaltig verbessern?

Wie hat sich das Konzept des Nova Pro im Laufe der Entwicklung verändert?

Wir sind mit einer klaren Vision gestartet: Schon Ende 2019 hatten wir eine Vorstellung davon, wie das neue Fußpflegegerät aussehen und welche Funktionen es bieten sollte. Die Ziele waren ambitioniert und vielfältig – die Frage war: Würden wir all diese Anforderungen technisch umsetzen können? Von diesem Ausgangspunkt aus sind wir Schritt für Schritt vorangegangen. In einer intensiven Vorentwicklungsphase haben wir zahlreiche Konzepte getestet: Was ist technisch machbar? Welche regulatorischen Vorgaben müssen beachtet werden? Und wie kommt das Gerät bei den Anwender:innen an? Durch diesen iterativen Prozess wurde das ursprüngliche Bild immer weiter verfeinert. Das grundlegende Konzept und die Vision, mit denen wir gestartet sind, blieben jedoch unverändert.

Was macht das neue Fußpflegegerät einzigartig im Vergleich zu bisherigen Modellen?

Das Nova Pro setzt neue Maßstäbe und übertrifft das bisherige Modell Nova 3s praktisch in jeder Hinsicht. Es ist leistungsstärker, intelligenter und konsequent auf die Bedürfnisse moderner Podologiepraxen ausgerichtet. Unser Ziel war es, das Fußpflegegerät zum Zentrum in jeder Praxis zu machen – eine Steuereinheit, die nicht nur für die Behandlung genutzt wird, sondern auch weitere Geräte, wie beispielsweise die Behandlungsliege, integriert und steuert. Das führt zu einer deutlichen Vereinfachung im Praxisalltag und einer noch effizienteren Arbeitsweise.

Ein weiterer Fokus lag auf der sogenannten „Hilfe zur Selbsthilfe“. Unser Ziel war es, die Anwender:innen unabhängiger zu machen. Durch clevere Lösungen können viele Wartungs- und Reparaturarbeiten beim Nova Pro ganz einfach selbst vorgenommen werden, ohne das Gerät nach Neuenbürg einzuschicken.

Ein echtes Novum ist der digitale Zwilling des Nova Pro. Bisher war es so: Sobald das Fußpflegegerät in der Praxis stand, hatten wir als Hersteller keine Möglichkeit mehr, Anpassungen oder Diagnosen durchzuführen – außer das Gerät wurde wieder zurück nach Neuenbürg geschickt. Mit der neuen Gerätegeneration ändert sich das grundlegend. Der digitale Zwilling ermöglicht es über NovaConnect Software-Updates durchzuführen und frühzeitig Optimierungspotenzial zu erkennen. Diesen Ansatz werden wir in Zukunft konsequent auf alle Produkte ausweiten, bei denen es sinnvoll ist. Unsere Kund:innen werden somit Teil einer spannenden Reise und partizipieren auch am zukünftigen Fortschritt.

Welche Vorteile bietet das Nova Pro für Podolog:innen und Fußpfleger:innen im Alltag?

Ein wichtiger Vorteil ist das ergonomische Handstück. Es ist nicht nur besonders klein und handlich, sondern auch so konstruiert, dass der Schlauch nicht mehr die Richtung vorgibt. Durch die drehende Lagerung kann sich das Handstück mühelos in der Hand bewegen – das Handgelenk wird entlastet. Die hohe Absaugleistung sorgt zudem für eine saubere und hygienische Arbeitsumgebung.

Während frühere Modelle nur eine einfache Anzeige mit Einstellmöglichkeiten hatten, basiert das Nova Pro erstmals auf zwei eigenständigen Entwicklungen: der Hardware und einer intelligenten Software, dem sogenannten User Interface. Wichtig ist, dass jeder selbst entscheiden kann, in welchem Maß ihn das Gerät unterstützen soll. Es kann so eingestellt werden, dass die Bedienung extrem einfach ist – mit intuitiven Schiebereglern und Einstelltasten, sodass Anwender:innen, die ein einfaches Bedienfeld lieben, sofort damit arbeiten können. Wer mehr Anpassungsmöglichkeiten wünscht, kann individuelle Voreinstellungen und bis zu 30 unterschiedliche Benutzerprofile speichern und sich so den Praxisalltag erleichtern.

Ein besonderes Feature ist die Möglichkeit, Einstellungen geräteübergreifend innerhalb einer Praxis zu synchronisieren. Wer seine bevorzugten Parameter einmal an einem Gerät speichert, kann diese über NovaConnect auf alle Geräte der Praxis übertragen – beispielsweise in fünf verschiedenen Behandlungsräumen. Das macht die Nutzung flexibler, da in jedem Raum das eigene Profil mit den gewohnten Einstellungen abgerufen werden kann. Besonders in Gemeinschaftspraxen ist das ein großer Vorteil und sorgt für Sicherheit und Struktur im Arbeitsalltag – eine Funktion, die es so bisher nicht gab!

Neben dem Nova Pro gibt es auch das Nova SE. Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Geräten?

Der wichtigste Unterschied liegt in der Zulassung: Das Nova SE ist kein Medizinprodukt und wurde bewusst für Anwender:innen entwickelt, die ein solches Gerät nicht benötigen. Durch den Wegfall der Zulassungskosten können wir ein preislich attraktives Modell anbieten, das dennoch die gewohnt hohe RUCK-Qualität und professionelle Standards bietet.

Unterschiede gibt es auch in der technischen Ausstattung. Das Nova SE verfügt über ein kleineres Display und bietet vier Favoritentasten, jedoch ohne NovaConnect oder die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Geräten. Auch die Leistungswerte sind im Vergleich zum Nova Pro reduziert. Was beide Modelle vereint, sind die bewährten RUCK-Standards: Beide verfügen über ein leistungsstarkes 2-fach-Filtersystem mit Staubfilterbeutel und HEPA-Filter, eine integrierte Schlauchreinigungsfunktion sowie das innovative Wechselspannkopfsystem für das Handstück. Damit bieten sowohl das Nova Pro als auch das Nova SE ein Höchstmaß an Hygiene und Komfort.

RUCK steht für Nachhaltigkeit und Qualität. Wie spiegelt sich das bei den neuen Fußpflegegeräten wider?

Unser Anspruch war es, ein Gerät zu entwickeln, das nicht nur leistungsstark, sondern auch nachhaltig und servicefreundlich ist. Deshalb haben wir das Nova Pro so konzipiert, dass es über nur vier Schrauben komplett zerlegt werden kann. Das macht eine sortenreine Trennung der Bauteile möglich und vereinfacht Wartung und Reparatur – ein klarer Vorteil für den Service! Wo immer möglich, haben wir auf Verklebungen verzichtet und stattdessen auf Steck- oder Schraubverbindungen gesetzt. So können Verschleißteile wie Schlauch oder Wechselspannfutter ganz einfach von den Anwender:innen selbst ausgetauscht werden – ohne das Gerät nach Neuenbürg einzuschicken. Das spart Transportwege und Kosten und ist ressourcenschonend. Auch der Handstückmotor samt Kabel kann im Fall eines Defekts durch die Kund:innen selbstständig entnommen und ausgetauscht werden, sodass aufwendige Reparatureinsendungen entfallen. Insgesamt sorgt dieses durchdachte Konzept dafür, dass das Nova Pro nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders langlebig und wirtschaftlich ist.

Wie wird sich aus Deiner Sicht die Fußpflegetechnologie in Zukunft entwickeln?

Im technischen Bereich gibt es sehr viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Die entscheidende Frage ist jedoch: Welche Innovationen sind wirklich sinnvoll und verbessern den Praxisalltag nachhaltig? Es geht nicht darum, immer mehr Technik und Funktionen zu integrieren, sondern darum, Podolog:innen und Fußpfleger:innen gezielt zu entlasten, ihre Arbeit effizienter zu gestalten und mehr Zeit für die Patient:innen zu schaffen.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Zukunft in einer intelligenten Vernetzung liegt. Statt viele unterschiedliche Bedienelemente zu nutzen, wird es darauf hinauslaufen, dass alle relevanten Systeme – vom Fußpflegegerät bis zur Behandlungsliege – über eine zentrale Displayeinheit gesteuert werden. Die Technik wird zunehmend unterstützend eingreifen und Abläufe optimieren.

Welche Rolle wird Künstliche Intelligenz in der Podologie spielen?

Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Zukunftsthema, das auch in der Podologie und Fußpflege immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Herausforderung besteht darin, Technik so einzusetzen, dass sie den Praxisalltag erleichtert, ohne den menschlichen Faktor zu verdrängen. KI kann dabei helfen, administrative Aufgaben zu automatisieren, sodass Podolog:innen und Fußpfleger:innen sich stärker auf die eigentliche Behandlung konzentrieren können. So bleibt mehr Zeit für den persönlichen Austausch mit den Patient:innen – ohne den wachsenden Dokumentationsaufwand, der heute oft zusätzlichen Stress verursacht.

Besonders bei der Erfassung und Verwaltung von Patient:innendaten wird KI einen großen Mehrwert bieten. Aktuell müssen viele Informationen noch manuell dokumentiert werden – in Zukunft könnte eine KI wie eine digitale Assistenz in der Behandlung mitlaufen, Gespräche analysieren und relevante Daten automatisch erfassen. Noch während sich der bzw. die Behandelnde am Ende der Sitzung verabschiedet, könnte die KI bereits die Abrechnungsinformationen an die Krankenkasse übermitteln. Dadurch entfallen zeitaufwendige Verwaltungsaufgaben und der Praxisalltag würde erheblich erleichtert.

Welche Innovationen plant RUCK für die Zukunft?

Wir sehen pododesk als zentrales Netzwerk, das sich zunehmend mit unserer Systemlandschaft verknüpfen wird. Die Digitalisierung in der Praxisorganisation wird weiter voranschreiten und smarte Technologien immer stärker im Praxisalltag integriert.

Doch nicht nur in der digitalen Verwaltung treiben wir Innovationen voran. Wer RUCK kennt, weiß, dass wir nie stillstehen – von Behandlungsliegen über Leuchten bis hin zu Einrichtungslösungen und Praxisverwaltungssystemen sind wir kontinuierlich in der Weiterentwicklung und arbeiten an neuen Lösungen, die den Praxisalltag erleichtern. Es stehen bereits spannende Ideen bereit, die Nova Pro und Nova SE sinnvoll ergänzen. Die Branche darf also gespannt sein!

Was wünschst Du Dir, wie die Kund:innen auf die neu entwickelten RUCK- Produkte reagieren?

Ich wünsche mir, dass sie erkennen, welchen hohen Stellenwert Fußpflege und Podologie haben – Berufsbilder, die in der Öffentlichkeit oft unterschätzt werden, aber für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen essenziell sind. Das Nova Pro soll nicht nur den Arbeitsalltag erleichtern, sondern auch zu einer weiteren Professionalisierung in der Podologie und Fußpflege beitragen. Mit diesem Gerät bieten wir eine technische Ausstattung, die sich auf Augenhöhe mit Standards aus der Medizin- und Dentalbranche bewegt.

Ich wünsche mir, dass auch Außenstehende beeindruckt sind, wenn sie sehen, mit welcher Präzision und Professionalität in diesem Bereich gearbeitet wird – und dass wir damit noch mehr junge Menschen für die Podologie begeistern können!